Handlungsablauf im Hochrisikobedrohungsfall

Die Amoktaten der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, das Personen in psychischen Ausnahmesituationen bereit und in der Lage sind, mit außergewöhnlichen Gewaltanwendungen, auch mittels Waffen, Werkzeugen oder Sprengmitteln Menschen ziellos und systematisch versuchen zu verletzten und zu töten und handeln dabei in fortgesetzter zu versuchender Absicht.

Bedrohung frühzeitig E R K E N N E N

 

Wenn Du erfährst, dass jemand aus Scherz, eine Gewalt, einen Überfall oder einen Amoklauf androht, dann informiere sofort Deine Lehrer, die Schulleitung oder die Polizei.

Informieren Sie als Augen- und Ohrenzeuge über folgende Hinweise die betriebsinterne Bedrohungs- & Krisenfachkraft:

Bereits im Vorfeld einer Amoktat können Hinweise erkennbar sein, die bei frühzeitiger Kenntnis, eine Tat verhindern oder deren Auswirkungen minimieren:

  • jede Form von auffälliger Kleidung (Springerstiefel . Tarnkleidung)
  • jede Form von digitalen, mündlichen, schriftlichen und telefonischen Gewaltandrohungen
  • jede Form von Gewaltfantasien (absichtliche zielgerichtete Schädigung, Verletzung, Tötung)
  • jede Form von Halluzinationen (Epilepsie . Drogenmissbrauch oder Drogenentzug . Psychosen) 
  • jede Form von körperlicher Gewalt
  • jede Form von psychischer Gewalt (Mobbing)
  • jede Form von Selbstverletzungsabsichten (SUIZID)
  • jede Form von sexualisierter Gewalt (Diskriminierung + Übergriffe)
  • jede Form von Nachstellungen (Stalking)
  • jede Form des Waffenbesitzes (Hieb- . Schlag- . Schuss- . Stichwaffen)
  • jede Form von verdächtigen Gegenständen (Koffer . Rucksack . Taschen)

Wirksame Maßnahmen E I N L E I T E N

Hier geht es womöglich um eine Gefährdung für eine oder mehrere Beschäftigte, Besucher, Kunden, Studierende, Schüler und Kinder durch eine oder mehrere fremde oder bekannte Personen. 

Bedrohliches Verhalten einschätzen

1

     
     
  Ersteinschätzung  
  Feststellen +  
  Dokumentieren:  
  INDIKATOREN  
  RISIKOfaktoren  
     
     
     
  Gefährdung  
  nicht isoliert  
     
  Einschätzung    
  Kooperationsteam  
     

 

   
  Akute Gefahr  
     
  Polizei  
   110  
   Rettungsstelle  
  112  
     
     
     
  Gefährdung   
  ist abgewendet  
     
  Betriebsinterne  
  Lösung  
     

Ist keine Gefahr im Verzug zu erkennen, werden deeskalierende Schritte im betriebsinternen Fallmanagement erarbeitet, um die bestmögliche Sicherheit für Betroffene zu gewährleisten. 

Interne und externe Beratungsteams unterliegen der gesetzlichen Schweigepflicht, unterstützen Mitarbeitende bei ihrem Thema, neue Perspektiven und eigene Lösungswege für sich zu entwickeln:

  • Bedrohung und Stalking
  • berufliche und persönliche Veränderung
  • Beratung, Coaching oder Unterstützung für das Team 
  • Bewältigung eines Konfliktes am Arbeitsplatz
  • körperliche und psychische Überforderung
  • sexualisierte Diskriminierung oder Übergriffe
  • Sicherheit in herausfordernden Situationen 
  • Suchtmittelkonsum und abhängige Verhaltensweisen im beruflichen Umfeld
  • Unterstützung bei persönlichen Krisen 

Die Amoktat hat bereits begonnen oder ist beendet

 

Wenn der Feueralarm während des Amokalarms ausgelöst wird, verlass das Gebäude nur dann, wenn dazu die Anweisung von der Polizei, der Feuerwehr oder der Schulleitung kommt.  

Persönliches Verhaltensziel in Extremsituationen

Amoklagen stellen Betroffene in Extremsituationen, was zu einer psychischen Erstarrung mit der Unfähigkeit in irgendeiner Form handeln zu können. Ist dieses der Fall, ist ein zielgerichtetes Handeln nicht mehr möglich. Versuchen Sie Ihre mentale Stärke schnellstmöglich gedanklich wieder zu erlangen. 

       
  Schock + DESORIENTIERUNG: Fragen Sie andere, ob sie das gleiche wahrgenommen haben?  
  Wahrnehmung + Deutung: Überprüfen Sie für sich, was sie gehört haben, deuten Sie das Ereignis konzentriert.  
  Selbstinstruktion + Suggestion: Ich schaffe die nächsten Handlungsabläufe.  
  Vorbild sein + Handeln: Andere beruhigen, durch kurze detailliert beschriebene Schrittfolgen.  
  Täterkontakt + Mentale Stärke: Treten Sie energisch auf, fragen Sie nach dem Namen, nicht sofort entwaffnen.  
       

Schutzmaßnahmen in der Extremsituation

         
   1a.  Eigensicherung Maßnahmen ergreifen, ohne sich durch Heldentum selbst in Gefahr zu bringen:  
     
  • Türen abschließen - weg von Fenstern und Türen. Deckung suchen, auf den Boden legen, verbergen und ruhig verhalten. "Hilfe" Plakat (AMOK! . XX Personen in RAUM YY . Mobiltelefon ZZ) im Fenster aufstellen. Achtung: Nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen - Smartphones lautlos stellen, Licht ausmachen und von den Fenstern fernhalten. Sofort die Polizei und die interne Notrufnummer anrufen und die Gefährdung melden.
 
         

 

Die Klassenzimmertür muss abgeschlossen werden, der Schlüssel bleibt stecken, wenn die Tür nicht abgeschlossen werden kann, muss diese verriegelt oder verbarrikadiert werden.

 

Die Fenster werden geschlossen, Jalousien, Rollos herunter gelassen, Gardinen, Vorhänge zugezogen und das Licht ausmachen.

 

Verteilt euch im Raum und versteckt euch unter oder hinten den Tischen so gut wie möglich. Bleibt von den Fenstern und den Türen weg. Verhaltet euch ruhig.

 

Schalte Dein das Smartphon aus, damit niemand auf Dich aufmerksam werden kann und um eine Netzüberlastung zu vermeiden. Die Mobiltelefone der Lehrkräfte bleiben lautlos.

 

Rufen Sie Ihre Angehörigen nicht über das Mobiltelefon an, die Netzkapazität ist sehr schnell ausgeschöpft, durch die immens hohe Anzahl von Konferenztelefonaten während des Einsatzes. 

         
  1b. Eigensicherung Maßnahmen ergreifen, ohne sich im Gebäude selbst in Gefahr zu bringen:  
     
  • Lange Fluchtwege meiden - falls noch möglich sofort das Gebäude verlassen. Achtung: Nur fliehen, wenn relativ sicher ist, dass man den Tätern nicht begegnet. Personen, die Ihnen entgegen kommen warnen - sich einzuschließen, bis Entwarnung kommt. Auf dem Weg aus dem Gebäude, Amok-Alarm (grüne Kästen, wenn gefahrlos möglich) auslösenHaben Sie sich in Sicherheit gebracht, rufen Sie gleich die Polizei 110 oder die Rettungsstelle 112 an. Informieren Sie das Sekretariat und warten Sie auf weitere Anweisungen, die Polizei hebt den Alarm auf.
 
      Vorsicht: Durch den Widerhall des Schalls kommen die Schüsse aus einer anderen Richtung, als es zunächst erscheint - achten Sie darauf nicht zum Gefahrenherd zu laufen.  
         

 

Wer sich nicht in einem Klassenraum aufhält, sucht sich ein Versteck oder entfernt sich so schnell wie möglich aus der Schule.

Wer auf Toilette ist, verschließt die Tür, zieht die Füße an sich und gibt keinen Laut, auch nicht zum Telefonieren von sich. Sprich und beweg Dich nicht. Versuche weder zu lachen, noch zu husten oder zu niesen.

Situation E N T S C H Ä R F E N

Bleiben Sie ruhig - auch im akuten Bedrohungsfall

2

     
     
  Ersteinschätzung  
  Feststellen +  
  Dokumentieren:  
  INDIKATOREN  
  RISIKOfaktoren  
     
     
     
  Gefährdung  
  nicht isoliert  
     
  Einschätzung    
  Kooperationsteam  
     

 

   
  Akute Gefahr  
     
  Polizei   
   110  
   Rettungsstelle  
   112  
     
     
     
     
  Fallmanagement  
  im  
  Kooperationsteam  
     
     

  • Handelt es sich um eine akute Gefahr, so alarmieren Sie die Polizei unter 110 - vermeiden Sie jegliche Eskalation.
  • Versuchen Sie nicht, die Gefährdung ohne Kontaktaufnahme zum Kooperationsteam zu lösen.
  • Informieren Sie Mitarbeitende nur nach Rücksprache und in Abstimmung mit dem Kooperationsteam.
  • Verweisen Sie Presseanfragen an die Presse-Stelle.
         
   2.  Polizeinotruf absetzen, so schnell wie möglich, den Polizeieinsatz in Gang bringen:  
     
  • Unterstützen Sie die Polizei beim Sammeln von Informationen, schaffen Sie die Möglichkeit für einen Rückruf oder halten Sie anweisende Telefonverbindung bei aufrecht.
 
    Sachverhalt Was? . Wo? . Wer? . Wieviel?  
    Täter:in Mann/Frau? . Wie alt? . bekannt? . bewaffnet?  
      Sind Menschen verletzt worden?  
         
      Befolgen Sie unbedingt die Weisungen der Polizei.  
      Hilfemaßnahmen unterstützen  
      Erste Hilfe leisten  
         

 

Bleib da wo Du bist, bis die Entwarnung von der Polizei, der Feuerwehr und der Schulleitung kommen.

 

Bleib ruhig, vertraue niemanden, den Du nicht kennst, ausgenommen Polizeibeamten und Feuerwehrleuten.

 

Siehst Du den/die Täter:in, nutze Deine Sicherheit! Diskussionen haben keinen Sinn, versuche nicht, ihn/sie zu überwältigen.  

     
   Wichtig: Tätermerkmale einprägen - wenn möglich, gleich das Kennzeichen aufschreiben  
 
  • Wann und wo hast Du den/die Täter:in gesehen?
  • War es ein Täter oder war es eine Tätergruppe?
  • Wie sah der/die Täter:in aus? >> Größe . Körperbau . Kleidung . Waffe . Nationalität . Sprache . Schmuck . Tätowierung <<
  • Welches Fahrzeug wurde genutzt und wie sah es aus?
  • Was stand auf dem Kennzeichen des Fahrzeugs ? 
 
     

 

Betreten Sie nicht das Gebäude oder gefährdete Nahbereiche, Täter können auch auf Personen außerhalb des Gebäudes, vom Gebäude aus einwirken oder sich dort aufhalten.

Kontaktieren Sie das Kooperationsteam

3

     
  Weitere    
  Einschätzung  
  Feststellen +  
  Dokumentieren:  
  INDIKATOREN  
  RISIKOfaktoren  
     
     
     
  Gefährdung  
  nicht isoliert  
     
  Einschätzung    
  Kooperationsteam  
     
     
     
     
  Fallmanagement  
  im  
  Kooperationsteam  
     
     
     
     
  Gefährdung   
  ist abgewendet  
     
  Betriebsinterne  
  Lösung  
     

Die betriebsinterne Bedrohungs- & Krisenfachkraft informiert digital oder telefonisch mit der Ersteinschätzung eine kooperierende Fachberatungsstelle, wenn aus ihrer Sicht, eine weitere Einschätzung notwendig sein könnte.

Diese gibt entweder die Entwarnung oder koordiniert eine risikoorientierte Fallanalyse mit Expert:innen.

Eine erste Rückmeldung erhält die Bedrohungs- & Krisenfachkraft, die ebenfalls an den weiteren Besprechungen teilnimmt,  innerhalb von 48 Stunden von der fallführenden Fachkraft des Kooperationsteam.